Valve hat in der Ankündigung eines neuen Steam Beta Clients ein Projekt namens Proton vorgestellt, das Linux-Nutzer das Spielen von einigen Windows Titeln ermöglicht.
Proton soll als Erweiterung von Steam Play dienen, dem Dienst, der Steam-Spiele mit einem Kauf auf mehreren Plattformen verfügbar machte. Mit Proton wird das Windows Kompatibilitätslayer Wine, mit einigen Modifikationen von Valve, in den Steam Client integriert und somit die meisten Steam Titel, die mit Wine funktionieren, langfristig, wahrscheinlich auch auf Steam für Linux spielbar sein.
Valve gab auch gleich eine Liste mit Spielen an, die von ihnen getestet und als „gut genug“ markiert wurden. Es ist aber auch möglich, generell alle Spiele in diesem Modus zu starten, auch wenn die meisten wohl nicht gut oder überhaupt nicht funktionieren werden.
Update: Es gibt jetzt eine Liste mit getesteten Spielen in einem Google Doc hier oder das Reddit Wiki mit kompatiblen Spielen hier.
Teile des Projektes, z.B die Anpassungen an Wine sind dank GPL opensource und auf Github zu finden. Dort lässt sich das Projekt auch für MacOS bauen, offiziell wird zum jetzigen Zeitpunkt aber nur Linux unterstützt.
Test mit Tropico 4
Tropico 4 ist eines des Spiele die von Valve offiziell empfohlen werden (Tropico 4 ist Windows only, die Nachfolgeversion Tropico 5 gibt es auch nativ für Steam).
Nach der Aktivierung der Steam Beta tauchten erstmals die benötigten Einstellungen (s. oben) auf und nach dem Setzen beider zusätzlicher Haken in den Einstellungen (wahrscheinlich ein Bug), ließ sich das Spiel starten.
Zuerst erschien eine große Warnmeldung, die auf die Ankündigung von Valve zur Client Beta verwies. Diese Meldung erscheint nur beim ersten Start und ist dafür gedacht die Leute auf die Performance Verluste und Bugs durch die Nutzung von Wine aufmerksam zu machen.
Danach installierte der Client die auf Windows benötigten .NET Bibliotheken, ein ungewöhnlicher Anblick auf den Steam für Linux Client. Dieser Prozess wird bei jedem Start des Spiels wiederholt, es scheint ein Bug zu sein, hindert aber nicht an der Ausführung.
Danach folgte DirectX, dies wird aber nur einmal heruntergeladen.
Im Spiel konnte der Vollbildmodus verwendet werden. Valve weißt auch explizit auf die Verbesserung der Implementierung gegenüber „Vanilla“ Wine hin. Zusätzlich soll Proton auch besser mir Controllern umgehen und mehr Performace, vor allem bei DirektX11 und 12 Spielen, haben als Wine.
Der Fenstermodus ging auch, sowie viele zusätzliche Grafikoptionen.
Schön ist auch der Fakt, dass Steam spezifische Funktionen wie das Steam Overlay funktionierten, SteamCloudSync wurde nicht getestet.
Test mit The Binding of Issac
Binding of Issac ist ein von Valve nicht unterstütztes Spiel. Der Nachfolger The Binding of Issac: Rebirth ist zwar auf Linux nativ spielbar, das Original war dies aber bislang nicht.
Nach dem Setzen der Zusatzoptionen und einem Neustart des Steam-Clients kann auch Binding of Isaac gestartet werden.
Das Spiel lässt sich normal spielen, jedoch stürzt es im Vollbildmodus ab. Trotzdem hatten wir mit The Binding of Isaac wahrscheinlich noch Glück, die meisten Spiele wahrscheinlich nicht so gut spielbar sein.
Fazit
Diese Erweiterung von Steam macht es für viele Steam-Nutzer einfacher als je zuvor Windows Spiele unter Linux zu spielen. Die zusätzlichen Entwicklungen von Valve zur Steigerung der Performace und ihre Beteiligung an Projekten wie Vulkan könnten auch für nicht Steam Nutzer Vorteile bringen.
Es bleibt zu hoffen das Spiele weiterhin auch nativ portiert werden, und Entwickler sich nicht auf Wine verlassen um ihre Spiele zu vertreiben. Aber ausgehend davon, dass Proton noch nicht auf MacOS angeboten wurde, ist Valves Plan wohl weiterhin Unabhängigkeit von der Windows Plattform, die ihnen mit dem hauseigenen Appstore Probleme bereiten könnte. Sie können nun die Zahlen der auf Linux spielbaren Spiele, und damit auch von SteamOS, viel höher angeben, und halten sich so alle Türen offen.
Für Linux Gamer liegen die Vorteile auf der Hand, es wird eine ganze Menge älterer, sowie neuerer Spiele verfügbar.