Anno 1800 – Es lebe die (industrielle) Revolution!

Nach Closed Beta Anfang des Jahres und Open Beta am vergangenen Wochenende ist heute endlich Anno 1800 erschienen. Der siebte Teil der Strategiespiel-Serie spielt im 19. Jahrhundert und hat die Industrialisierung und die Arbeiterbewegung im Schlepptau.

Angespielt: Anno 1800 – Es lebe die (industrielle) Revolution!

Ich hatte am Wochenende die Gelegenheit, im Rahmen der Open Beta schon mal einen Blick auf das Spiel zu werfen. Als alter Anno-Veteran – mein erstes Computerspiel überhaupt war damals Anno 1602 – hab ich mich gleich auf die Kampagne gestürzt. Da die schon nach 2 Stunden langsamen vor sich hin Bauens am Ende war, hab ich mir auch noch einen zweiten Durchgang gegönnt, der dann mit knapp über einer Stunde noch einmal kürzer ausfiel.

Anno 1800 – Alt trifft Neu

Nachdem man sich für einen Spielercharakter, eine Bannerfarbe und ein Wappen entschieden und den gewünschten Schwierigkeitsgrad gewählt hat, startet die Kampagne mit der ersten von vielen schönen Zwischensequenzen. Wir befinden uns irgendwo in den wärmeren Gefilden der neuen Welt, die wir allerdings nach einer kurzen Aufgabe, die wohl der Einführung in die Schiffssteuerung dienen soll, schon wieder in Richtung unserer Heimat in der alten Welt verlassen. Dort erwartet uns auch schon die nächste tolle Cutscene, die uns nun in die eigentliche Handlung der Kampagne einführt. Während eines Kameraflugs über unsere Heimatinsel wird uns erzählt, dass der Vater unschuldig im Gefängnis verstorben ist und wir unser Erbe gegen unseren intriganten Onkel verteidigen und die Verschwörung, die zum Tod des Vaters führte, aufdecken müssen.

Am Ende der Cutscene werden wir auf der Insel abgesetzt, die von nun an unsere neue Heimat und das Zentrum unseres Wirtschaftsimperiums werden soll.

Unsere alte Heimat Bright Sands

Das altbewährte Anno-Konzept

Wer schon mal einen Teil der Anno-Serie gespielt hat, der wird sich gleich wohlfühlen. Die altbewährten Anno-Formeln kommen auch hier wieder zum Einsatz. Der Soundtrack ist wie immer großartig und die Umgebungsgeräusche schaffen eine tolle Atmosphäre. Die detaillierte Spielwelt sieht aus, als wäre der Blitz in einen Teil des Miniatur-Wunderlands eingeschlagen und dessen Einwohner zum Leben erwacht. Überall wuselt es geschäftig und wenn man maximal ranzoomt, kann man den kleinen Leuten nicht nur bei ihrem Alltag zusehen, sondern auch zuhören.

Ditchwater. Man sieht es noch nicht, aber von hier aus wird ein Wirtschaftsimperium errichtet.

Beim Gameplay hat sich im Allgemeinen nichts radikal geändert. Man baut seine Siedlungen auch weiterhin in Echtzeit, die sich beschleunigen und verlangsamen lässt. Die Gebäude richten sich auch weiterhin an einem gemeinsamen Gitter aus.

Frischer Wind

Es gibt aber auch ein paar Verbesserungen im Detail, die das Spielerlebnis zum Teil deutlich angenehmer machen. Zum einen ist mir positiv aufgefallen, dass die Felder von manchen Bauernhöfen jetzt nicht mehr an einen Umkreis gebunden sind. Statt dessen kann man z.B. die Kartoffel- und Weizenfelder beliebig platzieren, so lange sie an das Gebäude angebunden sind. So kann man den Hof direkt an die (Haupt-)Straße setzen und die Felder einfach nach hinten raus anlegen. Das ermöglicht deutlich kürzere Transportwege.

Dank freier Feldplatzierung lässt sich jetzt noch kompakter bauen.

Außerdem sind die Gebäude für Produktionsketten jetzt einfacher zu finden als je zuvor. Dank eines ausklappbaren Untermenüs mit dem Symbol des Endprodukts der Kette findet man alle benötigten Gebäude jetzt zusammen und mit gekennzeichneten Abhängigkeiten. Das dürfte vor allem Serienneulingen sehr entgegenkommen, aber auch die Veteranen dürften es zu schätzen wissen, nicht ewig herumsuchen zu müssen.

Produktionsketten sind jetzt übersichtlicher, wie z.B. hier bei der Arbeitskleidung.

Die wohl größte Neuerung betrifft allerdings etwas, das mich in den alten Anno-Teilen immer gestört hat: Werkzeuge. In Anno 1800 kann einem nun nicht mehr das Werkzeug ausgehen, nur weil man noch keins herstellen kann. Kein einziges der Gebäude, die ich in der Open Beta errichtet habe, benötigte Werkzeug. Statt dessen gibt es nun eine neue Ressource: Arbeitskräfte.

Passend zur Industrialisierung im Spiel braucht jedes Produktionsgebäude nun Leute, die dort die Arbeit verrichten. Bauern kümmern sich um die Gebäude der Bauern-Stufe des Baumenüs, Arbeiter um die Gebäude ihrer Stufe und so weiter.

Das bedeutet aber auch, dass man beim Aufstieg der Wohnhäuser nun darauf achten muss, dass die Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte nirgendwo ins Minus rutscht. Lässt man zum Beispiel zu viele Bauernhäuser zu Arbeiterhäusern aufsteigen, rutscht die freie Bauernarbeitskraft ins Minus und die betreffenden Gebäude arbeiten weniger effizient oder sogar gar nicht mehr.

Wie man sehen kann, sind oben die Arbeiter im Minus, weil sich die Häuser erst noch füllen.

Eine besonders praktische Neuerung ist der so genannte Blaupausen-Modus. Wenn man nicht alle benötigten Ressourcen zum Bau eines Gebäudes hat, kann man nun statt dessen eine Blaupause des Gebäudes platzieren, so dass man den benötigten Platz schon einmal fest einplanen kann. Sobald man dann alle Baumaterialien beisammen hat, kann man die Blaupause direkt zum Gebäude ausbauen.

Der Blaupausenmodus erleichtert das Einplanen aufwendigerer Gebäude im Stadtplan enorm.

Der Geist des viktorianischen Zeitalters

Natürlich kommt Anno 1800 nicht ohne Anleihen an die viktorianische Epoche aus. Natürlich herrscht in Anno 1800 eine Königin, Zeitungen spielen in der Kampagne eine wesentliche Rolle und selbstverständlich gibt es auch die Möglichkeit, eine Weltausstellung zu bauen. Die Arbeiterbewegung steckt zwar noch in den Kinderschuhen, macht sich aber von Zeit zu Zeit durch Streiks bemerkbar. Und natürlich spielen Eisenbahnstrecken im Verlauf des Spiels eine wichtige Rolle.

Eine große Weltausstellung darf natürlich in keinem 19. Jahrhundert fehlen.

Fazit

Insgesamt hat mir die Open Beta von Anno 1800 sehr gut gefallen. Das altbewährte Anno-Konzept wurde weiter verbessert und erweitert. Anno 1800 hat mir viel Spaß bereitet und ich denke, es hat großes Potential, mein liebster Teil der Serie zu werden. Über kurz oder lang landet es bestimmt in meiner Spielebibliothek. Da der Startpreis von 59,99€ aber nicht gerade niedrig ist, werde ich mit dem Kauf wohl noch eine Weile warten.

Jahrgang 1994. Gelernter Fachinformatiker für Systemintegration und zur Zeit Student der Informatik an der TH Köln. Programmiert, benutzt Solus und bastelt mit Technik. E-Gitarren-Spieler und -Verbastler. Liebt Podcasts und Hörspiele sowie Hörbücher. Interessiert sich für (Netz-)Politik.

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