Manjaro Bladebook – Ein Laptop mit Kompromissen

Bei unserem Besuch der Chemnitzer Linuxtage 2019 haben wir auch das Team von Manjaro getroffen. An deren Stand war u.a. auch das Manjaro Bladebook ausgestellt. Es sah auf den ersten Blick vielversprechend aus und das Manjaro Team hat uns freundlicherweise mit dem Händler vernetzt, von dem wir dann ein Testgerät erhalten haben.

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Software

Das Bladebook kommt mit Manjaro vorinstalliert. Man kann im Shop zwischen den Editionen Xfce, KDE und Gnome wählen und sich auch für eine der Community Editionen entscheiden und diese beim Kauf angeben.

Wenn es dann zuhause ankommt, muss man nur noch im OEM-Install Modus den User anlegen und schon kann es losgehen.

Der Vollständigkeit halber – auch wenn ich in diesem Test nicht weiter auf die Software eingehen werde – ich habe die KDE Version von Manjaro bekommen. Batterie und Performance Werte können bei anderen Desktop Environments leicht abweichen.

Design

Das Design erinnert sehr an die frühe MacBook Air Reihe. Als einzig verfügbare Farbe gibt es ein mattes Gold, was je nach Licht irgendwo zwischen Roségold und Kupfer einzuordnen ist.

Die schwarze Tastatur und das Touchpad setzen einen schönen Kontrast und die Display-Ränder sind angenehm dünn.

Auf dem Deckel ist über dem Sticker vom ODM auch noch ein großer “manjaro” Aufkleber. Unter der Tastatur gibt es einen “powered by manjaro” Aufkleber im Intel-Inside Style und das Windows Logo wurde mit dem Manjaro Logo überklebt.

Hardware-Spezifikationen

CPUQuad core Intel® J3455 (Celeron Apollo Lake, 1.5GHz, 2.3GHz Turboboost)
GPUIntel® HD Graphics 500
RAM6 GB LPDDR3
Speicher256 GB m.2 SSD (2242)
AuflösungFHD 1920 x 1080 (16:9)
TastaturlayoutUS/International QWERTY
Akku2x 7.4V 3400 mAh
KonnektivitätBluetooth 4.0
WIFI 802.11 b/g/n
Webcam2 MP
AnschlüsseMini HDMI, 2x USB-3 A, Headphone/Mic, microSD Card Reader
Abmessungen31.5 cm x 20.8 cm x 1.35 cm
Gewicht1.2 kg

Verarbeitung

Das Gehäuse ist aus einem weichen Aluminium und hatte schon beim Auspacken eine Macke am Gehäuserand.

Dazu kommt noch eine Beschichtung, die sehr anfällig für Schrammen ist. Ein abgelegtes USB Kabel, was über den Deckel gezogen wird, reicht schon, um Striemen zu hinterlassen. Diese lassen sich zwar alle wieder auswischen, aber den Transport im Rucksack möchte man mit diesem Laptop lieber auslassen. Deshalb habe ich den Laptop für diesen Test auch nur ein einziges Mal unterwegs dabei gehabt.

Der ODM Aufkleber sieht so aus als ob er sich bald lösen wurde; der Kleber tut es leider schon.

Diese optischen Makel sind bei dem Preispunkt vertretbar und schränken in der Nutzung kaum ein.

Bildschirm

Das 13.3 Zoll große FullHD Display fällt sehr positiv auf dank guter Blickwinkel und ausreichender Helligkeit, auch bei Sonneneinstrahlung.

Tastatur und Touchpad

Die Tasten haben einen sehr angenehmen Druckpunkt und es wackelt nichts. Leider sind sie nicht beleuchtet.

Auch das Touchpad ist angenehm zu bedienen. Es hat 2 Druckpunkte am rechten und linken unterem Rand und ist erwartungsgemäß vom oberen Rand aus schwerer zu drücken. Da ich Tap-to-click benutze, hat mich das nicht weiter gestört.

Auch Touchgesten – wie 2-Finger-Scrollen und Pinch-to-Zoom – funktionieren problemlos. Der Cursor springt nicht wild herum und auch beim Klicken bleibt die Position genau. Dieses Touchpad ist natürlich nicht mit einem MacBook Trackpad aus Glas vergleichbar, aber es ist besser als in einigen anderen Laptops dieser Preisklasse, die ich bereits getestet habe.

Allgemein würde man diese Tastatur und Touchpad Kombination eher in einem teureren Gerät vermuten.

Einzige Einschränkung: Zum Zeitpunkt dieses Tests ist das Gerät nur mit US Tastaturlayout verfügbar.

Webcam

Hier wurde definitiv gespart und ihr solltet den Teilnehmern bei einem Videocall einen Gefallen tun und die Webcam einfach auslassen.

2005 möchte seine Webcam zurück

Mikrofon

Obwohl 2 Mikrofone verbaut sind, ist die Testaufnahme überraschend schlecht. Es ist ein Hintergrundrauschen vorhanden und bei jeder Initialisierung des Mikrofons gibt es unangenehme Geräusche.

Aufgenommen mit dem Manjaro Bladebook (unbearbeitet)

Es gilt das Gleiche wie bei der Webcam: Sagt in dem Call doch einfach mal nichts.

Lautsprecher

Die beiden kleinen Lautsprecher geben – wie zu erwarten – einen Ton mit sehr vielen Höhen und keinen Tiefen ab, werden dafür aber wenigstens laut genug ohne zu Verzerren.

Der Test mit mehreren Personen hat bewiesen, dass der linke Lautsprecher hörbar lauter ist als der rechte. Dies lässt sich durch eine PulseAudio Einstellung “beheben” indem man den linken Lautsprecher leiser macht…

Anschlüsse

Den Mini-HDMI Anschluss konnte ich nur kurz bei einem Bekannten testen, der ein solches Kabel hatte. Ein Mini-HDMI auf HDMI Kabel ist mit dem Besitz des Bladebooks eine Pflichtanschaffung.

Die beiden USB A Ports sind tatsächlich 3.0, bzw. liefern höhere Geschwindigkeiten als 2.0. Warum man sich nicht zu sehr auf die Geschwindigkeiten konzentrieren sollte, kann man hier nachlesen.

Der Kopfhörer/Mikrofon Anschluss verhält sich wie er soll: kein Knistern, kein Grundrauschen, auch nicht, wenn der Laptop aufgeladen wird.

Der microSD Kartenleser ist leider wieder ein Teil, an dem gespart wurde. Etwas ungläubig habe ich den Test mit einer anderen microSD Karte wiederholt und wurde bestätigt.

Abgesehen davon, dass ich mir lieber einen (fullsize) SD Kartenleser gewünscht hätte, sollte man beim Bladebook einen externen USB SD Kartenleser verwenden, um volle Lese- und Schreibgeschwindigkeit zu erhalten.

USB-C zum Aufladen sucht man bei so einem günstigen Gerät natürlich vergebens. Stattdessen findet man leider ein viel zu kurzes, 110 cm langes, Stromkabel mit geradem Stecker.

SSD

An der SSD wurde glücklicherweise nicht gespart und im Test war sie vergleichbar mit einer Samsung 860 EVO.

Aufrüstbarkeit

Die m.2 SSD (2242) lässt sich problemlos über die dafür vorgesehene Klappe auf der Rückseite auswechseln. RAM ist fest auf dem Board verlötet und nicht erweiterbar.

Akkulaufzeit

Laut Herstellerangabe sind bis zu 8 Stunden möglich, die Realität liegt bei ca. 5 1/2 Stunden. Diese Zeit ist bei einer Displayhelligkeit von 50%, surfen, Artikel schreiben, Spotify hören und chatten definitiv möglich.

Leistung

Da es sich bei dem Bladebook um einen Laptop mit passiver Kühlung handelt, ist es schwierig, hier genaue Werte zu präsentieren. Normales Browsen und Multitasken ist kein Problem. Bei intensiveren Tasks – wie Videowiedergabe in 1080p60 – kommt es zu Rucklern.

Spiele und Grafik

An Spielen ist mit dem Bladebook nicht zu denken. Leichte Titel wie Stardew Valley funktionieren die ersten Minuten zwar, aber danach kommt es zu Rucklern, weil die CPU aufgrund der Wärme heruntertacktet.

Preis und Verfügbarkeit

Das Manjaro Bladebook kostet 359€ und wird von linux-aarhus.dk aus Dänemark verkauft. Mit dem Kauf unterstützt man das Manjaro Projekt.

Fazit

Die meisten der beschriebenen Mängel finde ich für ein Gerät in der <400 Klasse nicht so gravierend. Wie es sich für einen Linux Laptop gehört, wird der nach dem Kauf sofort mit Stickern tapeziert und dann kommen auch keine Kratzer an das Gehäuse.

Ich fand das Bladebook gerade wegen der passiven Kühlung sehr interessant. Das Gerät ist dadurch komplett lautlos und die CPU wurde auch so dimensioniert, damit der Akku recht lange hält.

Natürlich ist das Bladebook keine Workstation, sondern eher eine bessere Schreibmaschine für unterwegs und dafür ist die Tastatur auch sehr gut. Mit dem guten Display eignet es sich auch als Multimedia Maschine, solange man Kopfhörer benutzt. Wer etwas anderes sucht, der sollte einen anderen Laptop kaufen.

Mir scheint der Laptop mit 359€ an einem fairen Preispunkt platziert. Wer weiß, was er haben will und einen günstigen Laptop sucht, der mit Manjaro vorinstalliert kommt, der wird hier fündig. Ansonsten sollte man sich auf dem Gebraucht-Markt für ThinkPads umschauen.

Blogger und Podcaster, Gründer von NerdZoom Media. Mag Linux, Apple und bereist gerne die Welt.

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