Xubuntu 19.04 Review

Wenn es eine Desktop-Umgebung gibt, der ich immer irgendwie aus dem Weg gegangen bin, dann ist es XFCE. Ich dachte immer, dass ich meine DEs gut kategorisiert habe – Unity war fantastisch, aber missverstanden und beschränkte sich auf Ubuntu, Gnome 2 / MATE war/ist funktionsreich, aber die Widgets und Applets stürzen ständig ab. LXDE brachte neues Leben für Computer mit weniger als 512MB RAM, KDE war überladen und Gnome 3 war für die seltsame, unerreichte Zukunft gedacht, in der alle Laptops einen Touchscreen besitzen und GNU/Linux großartige Treiber hat. In den letzten Jahren sind diese Kategorien durcheinander geraten und oft sogar komplett vertauscht worden, und wir haben eine Reihe neuer und aufregender DEs, die nur ein paar Tastendrücke von unseren Computern entfernt warten.

XFCE ist nicht aufregend. Es ist nicht voller moderner Funktionen, Empfindlichkeiten und vor allem Kompromisse. Es ist die Windows 2000-Version einer GNU/Linux-Welt. Stabil. Zuverlässig. Es sieht vielleicht nicht nach viel aus (obwohl /r/unixporn vielleicht anderer Meinung ist), aber wenn man einige Zeit damit verbringt und es nach seinem Geschmack konfiguriert, lohnt es sich.

Doch ich habe nicht viel Zeit damit verbracht, XFCE in Xubuntu 19.04 zu optimieren und zu genießen, da auf meinem Lenovo Thinkpad X1 Carbon (3rd Gen) ein seltsames Problem auftrat: zufällige Freezes des gesamten Systems, die mich zwingen, den Laptop durch langes Drücken der Ein-/Aus-Taste herunterzufahren. Ein Blick in die Logs brachte nichts Offensichtliches zutage und die magischen sysrq-Tastenkombinationen, sowie das Aufschreiben aller Aktivitäten, bei denen ich das Einfrieren erlebt habe, blieben erfolglos. Nichts. Meine Frage im askubuntu Forum blieb unbeantwortet und so gab ich auf. Ich nehme es Xubuntu nicht übel, ebenso wenig wie XFCE. Es scheint, als wäre ich die einzige Person auf der Welt mit diesem Problem, und die meisten anderen Benutzer scheinen mit der Benutzererfahrung sehr zufrieden zu sein. So werde ich versuchen, mein Review nicht durch diesen seltsamen Fluch trüben zu lassen und mich auf andere Aspekte dieses Distro-Flavors zu konzentrieren.

Die Out-of-the-Box-Erfahrung

Der Standard-Look der Distribution ist ziemlich spartanisch. Man bekommt oben einen dünnen Balken, ein paar Symbole auf dem Desktop und ein unaufdringliches Hintergrundbild. Der gesamte Desktop ist recht schlank.

Htop

Was nicht ganz so spartanisch ist, ist die App-Auswahl. Man bekommt die volle LibreOffice-Suite, Gimp, eine Reihe von GTK-Anwendungen, die Xubuntu sich mit Ubuntu Mate teilt, wie der Engrampa-Archivmanager, der MATE-Rechner und der Atril-Dokumentenbetrachter. Die meisten von ihnen kann ich ohne Weiteres als gute Varianten gängiger Anwendungen empfehlen, mit Ausnahme von Atril, da es keine richtige Anmerkungsfunktion hat. Anmerkungen, die bei Dokumentenbetrachtern wie Evince perfekt erscheinen, zeigen nur die farbliche Hervorhebung, ohne die Notiz selbst.

Das einzige andere Ärgernis, das das Standardverhalten mit sich bringt, ist das Fehlen der Verknüpfung der Super-Taste mit dem Launcher. Die meisten Leute, die ich kenne, einschließlich mir selbst, sind es gewohnt, einfach die Super-Taste („Windows“) zu drücken und in die Suchleiste zu tippen, um Anwendungen zu starten. In Xubuntu ist die Standardverknüpfung für den Whisker Launcher Strg + Esc. Glücklicherweise ist die Änderung zur Super-Taste ziemlich trivial.

Whisker Launcher

Abgesehen davon gibt es das Übliche: einen Bildbetrachter, der nicht in der Lage ist, Änderungen an den Bildern zu speichern, aber animierte Gifs abspielen kann; einen Terminalemulator, Simple Scan, den Parole Mediaplayer (mit GStreamer als Backend) und ein Brennprogramm für optische Medien.

Anpassungen und Features

XFCE ist dem guten alten Gnome 2 unheimlich ähnlich, sowohl in seinem 2000er Look-and-Feel, als auch in seinem Panel-Management. Man kann Panels erstellen und ihnen verschiedene Widgets hinzufügen. Was den Unterschied macht, ist jedoch, dass ich in XFCE keine Abstürze oder sich bewegende Applets erlebt habe, während sie mich sowohl in Gnome 2 als auch in seinem modernen MATE-Nachwuchs geplagt haben. Obwohl XFCE aus vielen verschiedenen Teilen zusammengesetzt ist, scheinen sie alle ziemlich gut zusammen zu passen.

XFCE Panel Elemente

Natürlich kann man auch GTK-Themes verwenden, um das Aussehen weiter anzupassen, aber die von mir ausprobierten Designs sahen nicht ganz korrekt aus, und aufgrund der häufigen Freezes habe ich es aufgegeben, das Aussehen zu optimieren.

Aussehen – Themes

Eine Sache, die meine Aufmerksamkeit in Thunar (XFCEs Dateimanager) wirklich auf sich zog, ist die Möglichkeit, benutzerdefinierte Aktionen einzurichten, die sich nach dem jeweils ausgewählten Dateitypen richten. Da ich oft GIMP mit vielen Ebenen verwende, die aus verschiedenen Bildern erstellt wurden, habe ich mit Hilfe der Beispielaktion sofort eine einfache, aber nützliche, neue benutzerdefinierte Aktion erstellt: „In GIMP als Ebene öffnen“.

Fazit

Xubuntu 19.04 ist eine gute Distro, die vielleicht nicht viele neue Benutzer anzieht, aber eine stabile Benutzerbasis hat, die in ihr genau das findet, wonach sie sucht. Es ist stabil bis zur Tristesse, zuverlässig und sobald man sich an sein Retro-Look-and-Feel gewöhnt hat, ist es einfach nur verdammt schnell. Der Mangel an Animationen und fortgeschrittenem Compositing lässt alle Bedienelemente und Tasten viel direkter wirken. Oft ertappte ich mich dabei, wie ich glaubte, dass sich das Fenster, das ich gerade beendet hatte, ein paar Millisekunden bevor ich überhaupt den Knopf drückte, schloss. Es fühlt sich schneller und leichter an als MATE und ist gleichzeitig konsistenter als LXDE. Es gelang ihm, mich davon zu überzeugen, dass es einen Platz im GNU/Linux-Ökosystem für es gibt, und ich wünsche mir, dass es auch zukünftig langsam weiterzockelt, wie die Dampflokomotive, die es ist.

Dieser Artikel erschien auch auf Michal’s Blog und wurde von André Hahn übersetzt.

Ein ewiger Computer Science Student mit einer Leidenschaft für Open Source Evangelismus. Bringt seit 2007 Menschen zu GNU / Linux. Professioneller Software Pfuscher

8 comments On Xubuntu 19.04 Review

  • Pingback: Xubuntu 19.04 Review - ahahn94's Blog ()

  • Ich habe das gleiche Problem mit Freezes.

    • Ja, leider konnte ich keine Lösung finden. Ich könnte aber die nächste Veröffentlichung versuchen.

      Yeah, unfortunately I haven’t been able to find a solution. I might try the next release though.

  • ich nutze ohne Freeze folgendes Theme: Cyanogen= https://www.xfce-look.org/p/1276409/
    weitere Empfehlungen: Validus= https://www.xfce-look.org/p/1275890/
    oder Gray= https://www.xfce-look.org/p/1279257/

    und für icons: Korla= https://www.xfce-look.org/p/1256209/

    ist aber alles Geschmackssache

    • Ich denke nicht, dass es eine Frage des Themas ist, da ich nur die Standardauswahl der Distribution verwendet habe.

      I don’t think it’s a matter of theme, as all I used was the default selection of the distro.

  • Hallo Michal Kohútek,
    Ich gehöre wahrscheinlich auch zu denen, die schon des öfteren Linux mit xfce-Desktop genutzt haben, denken mal was anderes ausprobieren zu wollen, aber irgendwie doch immer wieder bei diesem xfce-Desktop landen, weil es sich besser an die eigenen Bedürfnisse anpassen lässt, als die meisten anderen. Vielleicht ist es aber auch einfach so, weil es, funktioniert, und einem nur extrem selten mal mit einer Fehlermeldung begrüßt. das sind zu mindestens meine Erfahrungen mit diesem wunderschön altbackenen Desktop. Was will man mehr!

    • Ich hätte gerne alles, was Sie beschrieben, aber ohne die Einfrierungen, die ich erlebt hatte. Ich teste gerade Manjaro KDE, aber ich möchte auch die XFCE-Variante ausprobieren.

      I’d like all what you described, but without the freezes I had experienced. I’m currently checking out Manjaro KDE, but I wanna try the XFCE variant as well.

  • Hatte ich bisher noch nicht gehabt, eventuell mal das eine oder andere Programm, das mal einfror, aber ob das nun mit dem Desktop, oder dem Programm selber zu tun hatte, keine Ahnung, allerdings ist das bei mir bisher sehr selten aufgetreten, vielleicht hatte ich da auch zu fiele Fenster auf, Aber im Vergleich zu Ubuntu, obwohl es ja bis auf dem Desktop das gleiche ist, hatte ich da des öfteren am Tag Systemfehler-Meldungen. Aber mit unter hängt das ja auch mit der Hardware zusammen, die man nutzt. Im Grunde genommen ist das bei mir aber eher die Ausnahme. Manjara hatte ich auch mal mit XFCE, das verhielt sich eigentlich nicht viel anders, mal davon abgesehen, das es auf Arch-Linux beruht. Aber der Mensch ist ja bekanntlich ein Gewohnheitstier, da ich vieles auch mal ganz gerne über das Terminal erledige, hätte ich mich komplett neu auf Arch-Linux eigehen müssen. Da blieb ich dann doch lieber bei dem, was man seit langen kennt.

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