Ausgepackt und getestet: iPhone SE 2020

Nachdem es schon seit längerer Zeit Gerüchte gab, dass Apple eine Neuauflage der Spezialedition des iPhones plant, wurde das von Fans schon sehnsüchtig erwartete Smartphone am 15. April nun endlich vorgestellt. Wegen der Coronakrise gab es statt einer Keynote jedoch nur einen Blogpost im Apple Newsroom, begleitet von sehr gemischten Gefühlsäußerungen in der iPhone SE Fanbasis.

Vielen Besitzern des alten iPhone SE ist das neue Gerät, das dasselbe Gehäusedesign wie das iPhone 8 verwendet, zu groß und zu schwer. Sie hätten sich das Innenleben des iPhone 11 im Gehäuse des alten SE gewünscht. Andere empfinden das Design mit seinen großen Displayrändern und dem TouchID-Home-Button als hoffnungslos veraltet und hätten lieber ein Gerät mit Display-Notch und FaceID gehabt. Und dann sind da noch die Android-Benutzer, die sich darüber lustig machen, dass man bei anderen Herstellern mehr zum Preis von 479 € in der Basiskonfiguration bekommt. Da ich keiner dieser Gruppen angehöre, habe ich mich von all dieser Kritik nicht abhalten lassen und mir das iPhone SE 2020 in der Basiskonfiguration und mit schwarzem Gehäuse gekauft.

Ein iPhone und jede Menge Leaks

Obwohl lange nicht klar war, ob und vor allem wann das neue iPhone SE rauskommt, war das Gerät in den Wochen vor Release so gut wie vollständig geleakt. Es war bereits bekannt, dass es das Gehäuse des iPhone 8 bekommen würde und denselben A13 Bionic SoC enthalten würde, der bereits im iPhone 11 und 11 Pro zum Einsatz kommt. Noch nicht ganz so klar war hingegen, ob es auch eine größere Version im Design des iPhone 8 Plus geben würde. Seit dem 15. April wissen wir nun zumindest, dass es vorerst kein iPhone SE Plus gibt und dass das iPhone 8 und 8 Plus nach mehr als zwei Jahren nun nicht mehr Teil des iPhone-Lineups sind.

Ich war bereits einige Wochen vor Release auf der Suche nach dem passenden iPhone für mich, da ich von Android zu iOS wechseln wollte. Warum ich überhaupt wechseln wollte, erzähle ich vielleicht irgendwann mal in einem anderen Blogpost.

Auf jeden Fall stand ich vor der schweren Entscheidung, welches iPhone es denn nun werden sollte. Das iPhone 11 und das 11 Pro hatten schon wieder ein halbes Jahr auf dem Buckel und gefielen mir auch optisch nicht so ganz. Das XR war da schon eher mein Fall und auch nicht ganz so teuer. Dafür war es aber auch schon fast 1 1/2 Jahre alt und hatte nicht den aktuellen Prozessor. Alles nicht so einfach.

Warten auf Godot…

Als mir dann die Gerüchte über das neue iPhone SE begegneten, passten die Eckdaten fast optimal zu meinen Anforderungen. Aktueller Prozessor? Check. Günstiger Preis? Für Apple-Verhältnisse auf jeden Fall – also auch hier: Check. Randloses Display wie bei den aktuellen Geräten? Leider nein – aber nichts ist je perfekt. Und so war ich nun in der unangenehmen Situation, schon ein paar Wochen vor Release voller Ungeduld auf jede Neuigkeit zum Releasetermin und den tatsächlichen Eckdaten zu warten. Und als es dann am 15. April endlich so weit war, musste ich erst noch bis zum 17. warten, bevor ich das Gerät bestellen konnte und dann noch einmal bis zum Freitag (24. April), als die Geräte dann endlich ausgeliefert wurden. Wie man jemals auf die Idee kommen konnte, so etwas Vor-Freude (!) zu nennen, entzieht sich meinem Verständnis. Ich hasse es, zu warten. Deshalb halte ich euch jetzt auch nicht weiter hin und komme zum spannenden Teil:

Unboxing und Kurz-Review

Von außen sieht die Verpackung des iPhones fast genau so aus wie die meines alten iPhone 4s. Apple ist über die Jahre der Verpackung in Form eines weißen „Ziegelsteins“ immer treu geblieben und so fühle ich mich hier auch direkt wieder wie zu Hause. Schließlich waren meine ersten Smartphones ein iPhone 3GS und ein 4s und ich bin erst Ende 2016 von iOS weggegangen. Auf der Vorderseite sieht man schon das iPhone SE mit einem der neuen Wallpaper – denn wie jedes neue iPhone bringt auch das SE ein paar neue Hintergrundbilder mit. Beim ersten Starten des iPhones stellt man dann allerdings schnell fest, dass das Wallpaper vom Karton nicht voreingestellt ist. Man findet das Hintergrundbild und Varianten davon aber ohne Probleme in den Wallpaper-Einstellungen.

Beim Öffnen der Box wird man erst einmal von Papierkram begrüßt. Den sollte man nicht wegschmeißen, denn dazwischen versteckt sich noch das Werkzeug zum Öffnen des SIM-Kartenslots. Unter dem Papierkram wartet dann auch schon das iPhone darauf, von seinen Plastikfolien befreit zu werden. Wie bereits geleakt war, unterscheidet sich das iPhone SE optisch kaum vom iPhone 8. Nur das Apple-Logo ist ein paar Zentimeter nach unten gewandert und sitzt jetzt in der Mitte der Rückseite.

Unter dem iPhone harrt dann noch einiges an Zubehör darauf, ausgepackt zu werden. Neben einem 5W-Netzteil und einem Lightning-Kabel liegt dem iPhone noch ein Paar In-Ear-Kopfhörer mit Lightning-Anschluss bei. Das 5W-Netzteil lädt das iPhone nicht gerade schnell auf, aber es kann auch mit bis zu 18W Leistung und sogar drahtlos per Qi geladen werden – entsprechendes Zubehör natürlich vorausgesetzt.

Aufladen und Akkuleistung

An meinem 10W-Netzteil vom iPad 2018 ist das iPhone innerhalb von knapp 2 Stunden vollständig geladen. Ausgehend von 20% Restladung konnte ich das iPhone SE auch innerhalb einer halben Stunde auf gut 70% aufladen. Wenn man noch etwas „Kleingeld“ übrig hat, kann es sich lohnen, noch in das 18W USB-C-Netzteil sowie das dazu passende Kabel von Apple zu investieren, um das Laden noch weiter zu beschleunigen. Falls man gerade eines zur Hand hat kann man das iPhone sogar am 96W-Netzteil des MacBook Pro laden – allerdings nur mit maximal 18W.

À propos Akku: Der ist gar nicht mal so groß. Von meinem Nokia 8.1 bin ich es gewöhnt, bei mittelintensiver Nutzung (etwas Surfen, YouTube-Videos gucken, Chatten, Twittern und Musik hören) etwa alle 1,5 bis 2 Tage das Handy laden zu müssen. Beim iPhone komme ich mit einer Akkuladung gerade so vom Aufstehen bis zum Schlafengehen aus. Allerdings muss ich dazusagen, dass ich das Gerät vermutlich zur Zeit etwas intensiver nutze, da es noch so neu ist. Außerdem verwende ich das iPhone in Kombination mit der Apple Watch Series 5, was die Akkulaufzeit auch nochmal ein wenig negativ beeinflussen dürfte. Insgesamt komme ich auf etwa 5 Stunden Nutzung bei aktivem Bildschirm, bevor ich das iPhone wieder laden muss. Es wird wohl eine Weile dauern, bis ich mich daran gewöhnt habe, dass ich beim Akku wieder etwas haushalten muss. Früher waren die Akkus alle so klein oder sogar noch kleiner und man ist trotzdem damit klar gekommen. Mehr Akku passt halt auch einfach nicht rein in ein Telefon dieser Größe. Apple gibt übrigens bis zu 13 Stunden Akkulaufzeit bei lokaler Videowiedergabe an. Da das iPhone dabei wenig rechnen muss, kann das womöglich sogar passen.

Was die Akku-Situation für mich etwas entschärft, ist die Option zum drahtlosen Laden per Qi. Wenn ich bei der Arbeit am Schreibtisch sitze, brauche ich das Telefon nicht permanent. Daher kann ich es auch einfach in Sichtweite auf ein Qi-Ladepad legen und das iPhone langsam laden. Per Qi lädt das iPhone mit maximal 7,5W. Das ist nicht allzu schnell, aber wenn man es nur nebenbei lädt ist für den Akku ohnehin gesünder, wenn er nicht permanent über 80% geladen wird. Das Smartphone langsam per Qi zu laden kann also sogar helfen, die Lebensdauer des Akkus zu schonen.

Speicher und Leistung

Ich habe mir nur die Basis-Version mit 64 GB Speicher gegönnt. Für 50€ mehr gibt es bereits die Version mit 128 GB, während man für die Version mit der größten Speicherkapazität (256 GB) schlappe 170€ Aufpreis berappen muss. Da ich beim Nokia 8.1 mit 64 GB Speicherkapazität keine Probleme hatte, habe ich mich für das kleinste Modell entschieden. Im Zweifelsfall kann ich selten benutzte Apps und meine Fotos und Videos auch mit wenigen Klicks in die Cloud auslagern. Daher hege ich nicht die Befürchtung, dass mir allzu schnell der Platz ausgehen wird. Wenn ihr allerdings gerne ganze Filme oder Serien mit euch herumschleppt, ist die 128 GB-Version wahrscheinlich eher einen Blick wert. Nachdem ich alle für mich wesentlichen Apps installiert habe, sind übrigens etwa 16 der 64 GB belegt. iOS selbst macht davon ungefähr 7 1/2 GB aus.

Zur allgemeinen Performance kann ich eigentlich nur eines sagen: Wow! Der A13 Chip hat kräftig Power unter der Haube und das merkt man von vorne bis hinten. Da im iPhone SE „nur“ 3 GB RAM – und nicht wie im iPhone 11 (Pro) 4 GB – verbaut sind, performt das SE in Benchmarks ein bisschen schlechter als Apples aktuelle Top-Hardware. Nichtsdestotrotz bekommt man hier für unter 500€ extrem potente Hardware, der die Konkurrenz – was die reine Rechenpower und Systemperformance angeht – wahrscheinlich nichts entgegensetzen kann. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass man auf dem iPhone SE auch mal ein 4k-Projekt mit iMovie o.ä. in akzeptabler Zeit rendern kann.

Oh, à propos 4k: Das iPhone SE kann 4k mit 60 fps und optischer Bildstabilisierung aufnehmen! Damit steht auch semi-professionellen Anwendungen wie z.B. Vlogging nichts im Wege. Außerdem kann das SE auch Zeitlupen mit bis zu 240 fps bei 1080p aufnehmen. Das entspricht einer zehnfachen Verlangsamung bei 24 fps. In Sachen Videoaufnahmen lässt das iPhone SE also kaum Wünsche offen. Auch für Fotografie ist das SE gut ausgestattet. Zwar hat es nur eine Hauptkamera, aber dank KI-gestütztem Portraitmodus und Studio-Lichtsimulationen macht es Fotos, die von denen des iPhone 11 kaum zu unterscheiden sind. Da ich kein allzu gutes Händchen für Fotografie habe, schaut doch mal in die Reviews rein, die ich euch am Ende des Artikels verlinke.

Persönliche Highlights

Da wir die allgemeinen Review-Dinge nun abgefrühstückt haben, kommen wir zu meinen persönlichen Highlights: Was mich am iPhone SE am meisten begeistert ist… die Größe. Mit dem Nokia 8.1 hatte ich das letzte Jahr über ein Gerät im Einsatz, das ich nur noch sehr schwer einhändig bedienen konnte. Zu groß war die Gefahr, dass es einem aus der Hand fällt, wenn man den Daumen mal zu sehr recken muss. Im Vergleich zum Nokia 8.1 fühlt sich das SE fast winzig an, aber für meine Hände hat es so ziemlich die perfekte Größe. Da stört es mich auch nicht, dass der Bildschirm oben und unten zwei fette schwarze Balken hat. Für mich persönlich ist das SE ein großer ergonomischer Fortschritt. Wenn ich mir jedoch etwas wünschen dürfte, dann, dass Apple mal einen Nachfolger zum iPhone XR in der Größe des SE baut. Das wäre für meine (eigentlich schon nicht wirklich kleinen) Hände das ideale iPhone.

Neben der Größe hat mich noch eine zweite Sache sehr begeistert: der Home-Button mit TouchID. Zwar hat das Nokia 8.1 auch einen Fingerabdruckscanner, allerdings ist der auf der Rückseite angebracht und daher eher schwer zu treffen. Außerdem hat er meinen Fingerabdruck schon mehr als einmal zu oft nicht erkannt. Mit TouchID hatte ich bereits auf meinem iPad deutlich weniger Probleme und auf dem iPhone SE arbeitet es dank des A13 Chips noch einmal wesentlich schneller. TouchID ist so schnell und zuverlässig, dass ich eigentlich keinen Bedarf an FaceID habe. In Zeiten der Maskenpflicht werde ich außerdem bestimmt noch mehr als nur einmal froh sein, per Fingerabdruck entsperren zu können.

Fazit

Ich habe das iPhone SE jetzt gute 5 Tage lang im Einsatz (Stand 29.04.) und vielleicht ist es zu früh, schon ein Fazit zu ziehen. Ich möchte es aber trotzdem einmal versuchen: Wer ein iPhone für unter 600€ sucht, der kann mit dem iPhone SE nicht viel verkehrt machen. Ja, andere Hersteller bieten in dem Preissegment mehr Zusatzfunktionen an, wie z.B. Multikamera-Systeme oder sogar Face-Unlock. Ja, andere Geräte haben einen größeren Akku. Und ja, andere Geräte basieren nicht auf einem Design aus dem Jahr 2017. Aber andere Geräte bieten auch nicht einen absoluten Top-Prozessor oder Updates für voraussichtlich 5 Jahre zu einem Startpreis unter 500€. Und in der aktuellen Situation ist es auch nicht die dümmste Entscheidung, sich bei einem neuen Gerät für eines mit Fingerabdrucksensor statt Gesichtserkennung zu entscheiden. Zudem ist das iPhone SE geradezu unschlagbar handlich und leicht.

Wenn man also mit den Kompromissen, die das iPhone SE eingeht, gut leben kann, dann wird man mit diesem Gerät für einen vergleichsweise kleinen Preis viele Jahre zufrieden sein können. Wenn man noch mit einem iPhone SE (1. Generation), einem 6S oder einem anderen alten iPhone unterwegs ist, findet man im iPhone SE den perfekten Kandidaten für ein Upgrade, da sich die Änderungen im Vergleich zum alten Gerät in Grenzen halten. Wegen des genialen Preis-Leistungs-Verhältnisses (und das bei Apple!) eignet sich das iPhone SE auch perfekt als Firmen- oder Zweithandy, insbesondere mit Blick auf die lange Versorgung mit Updates und die großen Leistungsreserven.

Ich kann durchaus verstehen, dass vielen das iPhone SE nicht modern oder gut genug ist, aber für meinen Geschmack erfüllt es seine Aufgaben sehr gut. Es ist ein günstiger Einstieg in den Apple-Kosmos, ein sinnvolles Upgrade für viele Besitzer des alten iPhone SE oder 6S und ein zukunftssicheres Firmenhandy. Mehr muss es auch gar nicht sein. Ich bin zufrieden mit meinem SE und bleibe das auch hoffentlich noch eine ganze Weile. Und ansonsten eignet es sich dann immer noch perfekt als Entwickler-Handy.

Zum Abschluss habe ich noch ein paar Review-Empfehlungen für euch.

Review-Empfehlungen

Bereits zwei Tage bevor das iPhone bei mir ankam – und damit genau eine Woche nach der Vorstellung im Apple Newsroom – trudelten die ersten Testberichte auf YouTube ein. Aufgeregt und ungeduldig wie ich war habe ich mir natürlich alle Reviews meiner bevorzugten Tech-Portale angeguckt und auch den Rest des NerdZoom-Telegramchats mit Links zu den Reviews belästigt. Da ich längst nicht alles zum iPhone SE erzählt habe, was es zu erzählen gibt – ich bin z.B. kein guter Fotograf, deshalb gibt es hier auch keine Beispielbilder – verlinke ich euch hier noch drei sehr gute Reviews von The Verge, CNET und MKBHD. Schaut doch mal rein.

Wenn ihr Fragen an mich zum iPhone SE 2020 habt oder wissen wollt, wie es mir mit dem Smartphone auf Dauer ergeht, dann schaut doch mal in den NerdZoom-Chat rein. Dort werde ich wohl noch manches mal über meine Erfahrungen berichten.

Dieter Bohns Review bei The Verge lohnt wie immer einen Blick.
Das CNET-Review von Patrick Holland ist mit 12 Minuten Länge besonders ausführlich.
Und auch das Review von Marques Brownlee hat mir sehr gut gefallen.

Jahrgang 1994. Gelernter Fachinformatiker für Systemintegration und zur Zeit Student der Informatik an der TH Köln. Programmiert, benutzt Solus und bastelt mit Technik. E-Gitarren-Spieler und -Verbastler. Liebt Podcasts und Hörspiele sowie Hörbücher. Interessiert sich für (Netz-)Politik.

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